Minimal-invasive Operationen – was ist das eigentlich?

Kleine Schnitte – große Wirkung

Bonn, 15. Februar 2017 Minimal-invasive Operationen, die sogenannten „Schlüsselloch-Techniken“, sind moderne OP-Verfahren, die für Patienten schonender sind und somit meist zu einer schnelleren Genesung führen. Doch was genau verbringt sich dahinter? Können auch Patienten mit Lungenerkrankungen minimal-invasiv operiert werden? Wann ist eine „offene“ Operation besser? Und sind die kleinen Schnitte wirklich so viel besser? Die Experten des Lungenkrebszentrums Bonn/Rhein-Sieg geben Antworten.

Während Schlüsselloch-Operationen zunächst vor allem bei Eingriffen im Bauchraum zum Einsatz kamen, sind ähnliche minimal-invasive Techniken heute in vielen Fällen bei Operationen an der Lunge und im Brustkorb genauso sicher möglich und führen zu gleich guten Ergebnissen. 

Der große Unterschied: der kleine Schnitt Der entscheidende Unterschied zwischen minimal-invasiven und offenen Eingriffen ist der Zugangsweg, über den der Operateur zum OP-Gebiet gelangt.
Bei einer „offenen“ Thorax-Operation wird – wie der Name bereits sagt – der Brustkorb so eröffnet, dass der Operateur einen direkten Blick auf sein OP-Feld hat und übersichtlich operieren  kann. Meist geschieht dies über einen circa 10 – 15 cm langen seitlichen Schnitt zwischen den Rippen. Diese Technik führen wir heute als sogenannte „anterolaterale Thorakotomie“ durch. Dieser Operationszugang  ist vor allem bei komplexeren und größeren Eingriffen wichtig und – trotz offener OP-Technik  – „Muskel-sparend“ und deutlich kleiner und viel weniger traumatisch als der traditionelle „posterolaterale“ Zugang  bei dem  ein Großteil der Brustwandmuskulatur durchtrennt werden musste.
Minimal-invasiv hingegen bedeutet: Durch 2 -3 kleine, circa 2 cm lange Schnitte an der Seite des Brustkorbes werden spezielle Instrumente sowie eine kleine Kamera mit einer starken Lichtquelle in den Brustkorb eingeführt, die eine präzise Sicht auf das OP-Gebiet ermöglichen. Der Vorteil dieser Vorgehensweise liegt auf der Hand: Das Gewebe wird geschont, dem Körper wird viel weniger „Trauma“ zugefügt, so dass die Belastungen der Operation reduziert werden. Entsprechend muss der Körper sehr viel weniger Kraft aufbringen, um den Heilungsprozess zu meistern. Patienten nach einer minimal-invasiven Lungenoperation fühlen sich schneller wieder „fit“ und können häufig schon am OP-Tag selbst die ersten Schritte machen.

Auf Kosten der Sicherheit? Niemals. Auch bei minimal-invasiven Operationen gilt: Sicherheit an 1. StelleEntscheidend bei  einer Lungenkrebs-Operation ist immer die radikale anatomische Entfernung des Tumors mit einer systematischen Entfernung der Lymphknotenstationen. Sollte die minimal-invasive radikale Tumorentfernung nicht sicher möglich sein, dann  ist im Zweifel immer eine offene Operationstechnik die Methode der Wahl. Dies gilt auch dann, wenn sich erst während des Eingriffs herausstellt, dass der Tumor minimal-invasiv nicht zu entfernen ist. Wenn der Operateur während der Operation entscheidet, dass eine offene Operation die bessere Alternative ist, kann dies durch Erweiterung des bereits vorhandenen kleinen Schnitts umgesetzt werden.  

Alles hat Grenzen Bei allen Vorteilen – minimal-invasive Verfahren haben Grenzen. Nicht jeder Tumor kann auf diese Weise entfernt werden, vor allem in weit fortgeschrittenen Stadien und bei komplizierter Lage oder Einwachsen des Tumors in große Gefäße oder andere Organe ist die Entfernung minimal-invasiv häufig nicht sinnvoll durchführbar. Die technische Machbarkeit und die größtmögliche Sicherheit bei der Entfernung entscheiden, ob ein Patient minimal-invasiv operiert werden kann oder ob eine offene Operation notwendig ist. 

Maximal minimal: Uniportal-VATS Die „klassische“ minimal-invasive Operation an der Lunge wird über 3 Schnitte a circa 2 cm durchgeführt. Eine Neuerung, die innerhalb der letzten Jahre entwickelt wurde, ist die Uniportal-VATS (Video Assisted Thoracoscopic Surgery, videoassistierte thorakoskopische Chirurgie). Diese Technik reduziert die drei kleinen Schnitte auf nur noch einen einzigen Schnitt von circa 4 cm. Über diesen einen Zugang werden dann alle  Instrumente und die Kamera eingeführt. Der Vorteil für den Patienten: Es wird nur noch ein einziger Rippen-Zwischenraum eröffnet und so nur noch ein Nervenareal beansprucht. Die postoperativen Beschwerden werden damit weiter reduziert.
Dieses innovative Verfahren, das in den letzten Jahren Gegenstand neuester Studien war, können nur sehr wenige speziell ausgebildete Thoraxchirurgen anbieten. Zu dem  international ausgebildeten Team des Lungenkrebszentrums Bonn/Rhein-Sieg gehören Spezialisten, die über breite Erfahrung mit Uniportal-Chirurgie verfügen. Wie bei der „klassischen“ minimal-invasiven Chirurgie gilt auch hier: Sicherheit und Machbarkeit gehen vor! Eine Uniportal-VATS-OP ist nicht bei jedem Patienten durchführbar, beispielsweise ist das Stadium des Tumors ein wichtiges Kriterium. Für Patienten mit kleineren Tumoren kann das Verfahren aber eine Therapieoption sein, die den Eingriff noch schonender und damit den Weg zurück in den Alltag noch kürzer macht.

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